KZ MorungenWir hatten noch nicht angefangen zu leben
Fotos und Dokumente aus Jugend-KZ

Heinrich Himmler befahl 1942, alle Jugendlichen, die das Hören von Swing und Jazz unterstützten, in ein Konzentrationslager einweisen zu lassen. „Meines Erachtens“, so der Reichsführer SS, ,,muß jetzt das ganze Übel radikal ausgerottet werden.“ Die speziell für Jugendliche geschaffenen KZ befanden sich in Moringen bei Göttingen (1940-1945) und in Uckermark bei Fürstenberg (1942-1945).
Wie die mißliebigen Jugendlichen dort behandelt wurden, zeigt eine Ausstellung in der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die die Lagergemeinschaft und Gedenkstätten-Initiative Moringen und die Hans Böckler-Stiftung 1993 in Auftrag gegeben hatten. ,,Dort wurden sie“, heißt es in einer Mitteilung der Hans Böckler-Stiftung, ,,unter erniedrigenden und völlig unzureichenden hygienischen Bedingungen zusammengepfercht und den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen nahezu hilflos ausgesetzt. Beschimpfungen, peinigende Strafen und sadistische Qualereien gehörten zum täglichen Leben der Häftlinge.“
Die Ausstellung ,,Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben“ ist so angelegt, daß sie von Jugendlichen leicht aufgefaßt werden kann. Auf 33 Tafeln wird das Erleben und Leiden der Mädchen und Jungen in den Jugend-KZ durch Fotos, Dokumente und Texte nachgezeichnet – eingebettet in die allgemeine Geschichte. Die Darstellung von Verfolgung und Inhaftierung verdeutlicht auch die Mechanismen der Diskriminierung und Ausgrenzung, die zum Teil heute noch Gültigkeit besitzen.
Zu der Ausstellung ist ein großformatiger Katalog erschienen, der alle einzelnen Tafeln noch einmal als Reproduktion verzeichnet. Er ermöglicht es, die in der Ausstellung gegebenen Informationen in Ruhe nachzuarbeiten, und eignet sich. im Bildungsbereich zur Vorbereitung von Unterrichtseinheiten.
Thomas Illmaier

Begegnungsstätte Alte Synagoge, Genügsamkeitstrasse, Dienstag bis Freitag und Sonntag 14 bis 17 Uhr; Führungen: Telefon 563-2843. Die Ausstellung ist bis Pfingsten zu sehen.

Bild: Seit 1988 erinnern Einzelgrabsteine an die Todesopfer des Jugend-KZ Moringen.


DER WEG, 19/1996.

 

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