Von unserem Mitarbeiter Thomas Illmaier
Der Erfurter Künstler Egon Zimpel stellt seine Gouache Malerei sowie einige bemerkenswerte Material-Bilder ,,ohne Titel“ in der Galerie Schwan aus. Der zeitweise mit Berufsverbot belegte Künstler präsentiert Werke, die - soweit sie figürlich sind - einen Eindruck geben, was es heißt, in einem autoritären Staat überleben zu müssen.
Das Berufsverbot hat die Kreativität des Künstlers
keineswegs untergraben, wenngleich die Typen, die er malt, deutlich Zeichen
tragen, Schründe, Verletzungen, depressive Verkleinerungen, die ihnen
gerade noch erlauben, als Clowns aufzutreten, sei es, daß sie sich selbst
nicht ernstnahmen oder, was schlimmer ist, vom Regime verlacht wurden. Gelacht
hat man wahrscheinlich über Zimpels Bilder nicht, wie seine zurückgewiesene
Clownerie ,,Seid ihr noch alle da?“, die später in ,,Marionettentheater“
umbenannt wurde, beweist: Der Duktus, das Thema waren zu hintergründig
gewesen.
Farblich läßt
Egon Zimpel die ganze Pracht spielen, die die Arbeit in Gouache erlaubt. Diese
schwierige Technik, die kaum Korrekturen erlaubt, beherrscht der Künstler
meisterhaft, wenngleich manche seiner Bilder nie fertig werden. Mitunter erfolgt
ein Pinselstrich – ein letzter? – erst nach mehreren Jahren. Egon
Zimpels „Sandbilder“, bei denen er in der Tradition von Jankel
Adler und Antonio Tapies Sand mit Farbe mischt, auf die er später Farbpigmente
streut oder gelegentlich eine schmiedeeiserne Rostfigur zufällig davor
plaziert, geben trotz oder wegen ihrer Ernsthaftigkeit Spuren wieder, wie
sie ein Jahrtausend nicht verwischt. Soweit Zimpels Bilder figürlich
sind, sind sie von einem Geist beherrscht, wie wir ihn aus den Sinfonien von
Schostakowitsch kennen. Soweit der Pinselstrich Anstöße vermittelt,
dem Ton des Allegro aus der 10. Sinfonie verwandt (Schraberg 48, mi-fr. 15-18
Uhr, sa 10-13 Uhr; bis 18. April).
Westdeutsche Zeitung, 7. April 1992, S. 15.