Lebenskunst
in Blau, Rot und Schwarz-Weiß
Regine Voigt stellt in der ESG aus
Über Krankheit als Weg zum Glauben, zur Kunst, zur Besinnung
auf das Wesentliche ist viel gesprochen und geschrieben worden. Regine Voigt
gibt mit ihren Bildern in der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) Wuppertal
ein praktisches Beispiel, wie jemand, ,,geschlagen vom Leben“, Lebenskunst
praktizieren kann.
Regine Voigt stand
mitten im Leben: Als ausgebildete Erzieherin und aktive Leistungssportlerin
hatte sie das Pech, zu Hause im Treppenhaus zu stürzen. Das war 1980.
Zunächst war nur ein blauer Fleck am Knie sichtbar. Binnen kurzem stellte
sich dann aber eine Venenthrombose ein. Behandelt wurde Frau Voigt mit dem
Medikament ,,Marcumar“, das bei ihr jedoch zu Nebenwirkungen schwerster
Art führte. Lebensgefährliche innere Blutungen verlangten nun Antibiotika
und Schmerzmittel. Ihre Krankheit zog sich hin und machte sie fast immun gegen
die verabreichten Medikamente. Um ihr das Leben zu retten, mußte ihr
ein Unterschenkel amputiert werden. Aber es dauerte noch einmal zwei Jahre,
bis ein Spezialist die Amputation wagte. Dieser Spezialist war Professor Karl-Heinz
Müller, Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
im Ferdinand SauerbruchKrankenhaus Wuppertal. ,,Ohne ihn wäre ich heute
tot“, sagt Regine Voigt. Ihre Kunstausstellung in der ESG ist deshalb
auch ihrem Lebensretter Professor Müller gewidmet.
Regine Voigt stellt
in ihren Bildern immer wieder die Grundfrage des Lebens: Was ist das Wesentliche?
Aus der Konfrontation mit dieser Grundfrage entstehen ihre Bilder. Sie sind
in den Grundfarben Blau oder Rot gehalten, sehr oft auch schwarz-weiß,
denn dieser Kontrast ist gleichsam Symbol für alle Entwicklung. Entdeckt
wurde Regine Voigt von der Künstlerin Renate Müller-Wallraf, die
schon die AIDS Benefiz Ausstellung in Wuppertal initiierte (DER WEG 47/1993).
Die Ausstellung ist nur noch bis zum 16. November bei der ESG, Oberer Grifflenberg
158, Wuppertal-Elberfeld, zu sehen.
Thomas Illmaier
DER WEG, 44/1994. Bild: Regine Voigt vor ihren Bildern.