Hommage an das Leben
Ewald Platte, dem in Lüttringhausen geborenen Künstler,
gilt eine Ausstellung, von der Ministerpräsident Johannes Rau sich wünscht,
daß ,,der Maler Ewald Platte zu seinem 100. Geburtstag durch die Retrospektive
im Von der Heydt-Museum wieder die Aufmerksamkeit und den Platz in der internationalen
Kunstgeschichte erhielte, die seinem Werk angemessen ist“.
Ewald Platte stand
dem Expressionismus nahe, war im Ausdruck jedoch nicht so explosiv sondern
mehr verinnerlicht. Seinen Durchbruch erlebte er 1927, als er zusammen mit
Picasso, Paul Klee und anderen Malern der Avantgarde seine Bilder auf der
Kunstausstellung ,,European Modernists“ in Los Angeles zeigte. Mit vielen
anderen Künstlern gehört Platte zur sogenannten Verschollenen Generation,
die durch Krieg und Naziherrschaft ruiniert wurde. Im Frühwerk bevorzugt
Platte sanfte Farben und feine Pinselstriche, die seinen Bildern traumhafte
Wirklichkeit verleihen. Zu seinen schönsten Aquarellen aus dieser Zeit
gehört das Bild ,Jakob und Rahel“. Es zeigt nach Gen. 29, 9 bis
12 die erste Begegnung Jakobs mit Rahel, als diese die Schafe ihres Vaters
mit sich führt.
Die lyrischen Kompositionen
gewinnen bei Ewald Platte in den vierziger Jahren stärkere Kontur, die
richtungsweisend für sein Werk bleiben. Er bleibt innovativ und experimentierfreudig
in der Anwendung neuer Bildtechniken. So entwickelt er seit den 50er Jahren
ein Wachsbildverfahren, mit dem er seine Bilder an die Schwelle der Dreidimensionalität
heranführt. Seine Plastiken gipfeln in seinen letzten Lebensjahren im
Memento mori der Reliefskulptur. Sie sind, schreibt die Kunsthistorikerin
Gudrun Braun, ,,zugleich eine Hommage an das Leben: nur die sterbliche Hülle
liegt noch vor uns ausgebreitet – der Geist, der sie beseelte, hat sich
längst befreit“. Die Ausstellung ist noch bis 4. Dezember, Dienstag
bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr, zu sehen.
Thomas Illmaier
DER WEG, 49/1994, S. 6.