Die Tiefe im Gefühl der Fläche
Ausstellung von Doris-Frances Mayr


(ti) ,,Stripes, Scrapes, Blocks“ – unter diesem Titel präsentiert die Deutschamerikanerin Doris-Frances Mayr ihre Malerei in der Galerie Epikur. Die in leuchtend expressiven Farben präsentierte, abstrakte Malerei gibt sich genießerisch, mitunter schmeichelnd, durchweg als Augenweide zu erkennen.

Die dargebotenen Flächen, durch Acryl-Farben leuchtend aufgehellt oder bis in mystische Tiefe abgeschattet, geben den Reiz der Abstraktion wieder, ohne den Kontakt zur Erde zu verlieren. Eine absolute, von allen gewohnten Erfahrungen losgelöste Malerei ist es demnach nicht. Der Betrachter wird die Palette von Erdbraun bis zu den Tönen in Fernblau nicht vermissen. Alles ist da.
Die Abstraktion, die ihre Erdgebundenheit nicht verliert, ist nicht gewöhnlich, sondern beim Menschen zu Haus. Sie strahlt eine gewisse Freundlichkeit aus. Der Ansatz der Farbe wirkt malerisch, nicht eigentlich „künstlerisch“, wie um zu zeigen, daß der Maler auch Künstler sei (Rembrandt war beides, daher sein Genie). Mit den Bildern von Doris-Frances Mayr möchte man sich umgeben. Keine ihrer Abstraktionen – Stripes, Scrapes oder Blocks – schaffen Räume; doch können sie als malerische Fläche Raumgestalt definieren. ,,Tiefe im Gefühl der Fläche“ (Max Beckmann) drückt entschieden die Bildwirkung, die Doris-Frances Mayr präsentiert, aus.
Das spielende Auge wird besonders an ihren „Twin Stripes“, die so reich an farblichen Nuancen und symmetrischen Entsprechungen sind, Gefallen finden.
(Galerie Epikur, Friedrich-Ebert-Str. 154B: Bis 10.4.92, Di-Fr 16-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr).

Westdeutsche Zeitung / Generalanzeiger, 31. März 1992, S. 10.

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