Die
Kunst bewegt sich im Rheinland
Stefan Lochner
Stefan Lochner zog aus dem Bodenseegebiet zu; als junger
Mann und Maler kam er nach Köln. Was er Mitte des 15. Jahrhunderts dort
vorfand, ist weitestgehend bekannt: Ein erstarkendes und sich gegen den Klerus
emanzipierendes Bürgertum; jenen in der Kunstgeschichte bekannten »weichen
Stil« der Kölner Malschulen, die noch in der gotischen Tradition
standen. Was Lochner mitbrachte, ist nicht bekannt: So wissen wir nur wenig
über seine Studienreisen, auf denen er Einflüsse der niederländischen
Malerei, etwa der Brüder van Eyck, aufnahm und die sich in seiner Malerei
nachweisen lassen.
Stefan Lochner erneuerte
die gotische Kunst. Sein Hauptwerk, der »Dreikönigsaltar«,
heute im Kölner Dom, zeigt bereits Züge des sich selbst bewußt
werdenden Renaissance Menschen. Andererseits hing Lochner noch innig der mittelalterlichen
Malerei an, deren Goldgrundmalerei er bis an sein Lebensende weiterführte.
Lochner starb wahrscheinlich an der Pest 1451, die damals in Köln wütete.
Stefan Lochners Werk,
das mit 100 Gemälden des Künstlers und Werken seiner Zeitgenossen
im Wallraf-Richartz-Museum vom 2. Dezember 1992 bis 27. Februar 1994 zu sehen
sein wird, spannt sich zwischen seinem Frühwerk »Jüngstes
Gericht«, dem »Dreikönigsaltar«, dem Werk der reifen
Mitte, und der »Rosenhagmadonna« aus dem Jahr 1448. Die »Rosenhagmadonna«,
deren Vollendung und Ausgewogenheit von Lochner nicht mehr weiter übertroffen
wurde, kennzeichnet den Gipfelpunkt des frühverstorbenen Meisters. Die
Ausstellung wird im feierlichen blauen Grundton präsentiert. Es erscheint
ein Katalog zum Preis von 48,- DM.
Thomas Illmaier
Bilder: »Muttergottes in der Rosenlaube« um 1450 (oben) und »Präsentation Im Tempel«, Lissabon von Stefan Lochner; Roger van der Weyden: »Heimsuchung«, Leipzig; Petrus Christus: »Stehende Madonna mit Kind« um 1450/80, Budapest (von links nach rechts).
Neues Rheinland, 12/1993, S. 12.