Die Schöpfung im Bild
Odile Liron: Malerei als Farbenklang
Elberfeld. Vielen Religionslehrern sind
die Bilder von Alfred Manessier ein Begriff. Sie werden vielfach für
religionspädagogische Zwecke im evangelischen Religionsunterricht benutzt.
Die Begegnung mit den Bildern von Alfred Manessier wurde auch für Odile
Liron zum Erlebnis. Die alten biblischen Themen, jetzt hochabstrakt ausgedrückt,
hatten nichts von ihrer tiefen Überzeugungskraft verloren. Manessier
traf mit seinem religiösen Anliegen den Nerv der Zeit. Odile Liron war
von seinen Bildern so ergriffen, daß sie selbst Malerin werden wollte.
Zunächst studierte sie jedoch auf dem Konservatorium von Neully bei Paris.
Da sie sich außerdem für das Germanistikstudium eingeschrieben
hatte, führte sie ihr Weg auch nach Deutschland. Sie heiratete hier und
blieb. Seit 1981 lebt sie in Deutschland, seit einigen Jahren in Wuppertal.
Die Auseinandersetzung
mit Manessier führte die Künstlerin jedoch nicht in stilistische
Abhängigkeit. Wie seine erinnern allerdings auch ihre Bilder an Kirchenfenster:
Die Betonung der Form, die Transparenz der Farbe, durch die das Licht fällt,
lassen die großen Vorbilder der Glasmalerei in den französischen
Kathedralen erkennen.
Anders als Manessier wählt Liron nicht ausgesprochen biblische Themen
für ihre Malerei, sondern verewigt Natureindrücke, in denen sie
Gottes Schöpfung erblickt, in ihrer Malerei.
Die Musik ist für sie das Sprungbrett für die Farbenklänge
ihrer Bilder. Sie malte bereits ein großformatiges Gemälde nach
der Musik von Arnold Schönbergs ,,Hängende Gärten“.
In den achtziger Jahren beschäftigte sich Liron vor allem mit der Musik
Robert Schumanns. 1990 beginnt die Auseinandersetzung mit Richard Strauß‘
,,Alpensinfonie“; sie malt großformatige Bergszenen. Dieser Zyklus
,.heiliger Berge“ wurde bisher noch nie ausgestellt. Die ruhige, große
Kraft, die diesen Bildern innewohnt, zeigt die Gottesliebe als eine tiefe,
menschliche Geborgenheit.
Nach Ausstellungen
in der Stadtbibliothek Wuppertal und der Galerie CCB ist jetzt ein Ausschnitt
von Lirons Werk in der katholischen Hochschulgemeinde. Auer Schulstraße
13 in Wuppertal-Elberfeld, bis zum 29. September zu sehen (Sonntag bis Freitag
von 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung).
Thomas Illmaier
DER WEG, 39/1992, S. 13.