Infernalische
Töne auf der Reise ins Jenseits
Finissage in der Produzentengalerie OW
Abgeguckt hat sich Andreas Leep die Klangperformance in Afrika,
wo Naturvölker zur Beschwörung der Geister einer Landschaft K1angsaiten
zwischen Hügeln, Bäumen oder über Erdlöchern spannen.
Auf diese Weise wird der Genius loci günstig gestimmt.
Die Klangperformance
von Andreas Leep und Jörg Fachner in der Galerie OW bezog sich auf zwei
Objektinstallationen, die den Ernst der Stunde kündeten: ,,Sterben sehen“
von Børi Firley und ,,La tranchée des baïonettes“
von Andreas Leep. Anstatt der Bajonette guckten die Spitzen zweier Geigenbögen
aus dem stilisierten Soldatengrab heraus, flankiert von einem windschiefen
Christuskreuz, das ebenfalls mit Klangsaiten bestückt war und als eine
Art spiritueller Telegraphenmast fungierte. Leep hatte schon Anfang des Jahres
mit seinen Klängen in der Essener Apostelnotkirche für Aufregung
gesorgt.
Stiller, aber nicht
weniger bedenklich das Krankenbett von Børi Firley ,,Sterben sehen“.
Der Sterbende aus Papier, Seide und Leim haucht seine Seele aus, die von unsichtbarer
Hand gezogen ihre Reise ins Jenseits antritt. Zu dieser Reise machten Jörg
Fachner (elektrisch verstärke türkische Saz) und Andreas Leep (Klangsaiten)
Musik. Was da ertönte, ließ Infernalisches vermuten, wurde als
Musik für die Seelenreise ins Jenseits jedoch vom jüngeren Publikum
begeistert aufgenommen.
Solch experimentierfreudigen
Schöpfungen hat die Galerie OW in der Obergrünewalder Straße
nun aber zum letzten Mal vorgestellt. Die Galerie OW, in ihrem Flair an New
Yorker Kunstinszenierungen von Soho erinnernd, schließt für immer.
Am Freitag, 14. März, 20 Uhr, sind deshalb alle Freunde und Förderer
der sich als Produzentengalerie verstehenden Einrichtung zu einer Finissage
eingeladen.
Thomas Illmaier
Text zum Foto: Ein windschiefes Christuskreuz flankiert ein stilisiertes Soldatengrab: ,,La tranchée des baïonettes“ von Andreas Leep.
DER WEG, 12/1997, S. 9.
Unter dem Originaltext fehlt der Autorenname.