Die letzte Reise
Installation und Klangperformance in der Galerie -ow
Abgeguckt hatte sich Andreas Leep die Klangperformance in
Afrika, wo Naturvölker zur Beschwörung der Geister Klangsaiten zwischen
Hügeln, Bäumen und über Erdlöcher spannen. Auf diese Weise
wird der Genius loci günstig gestimmt.
Die Klangperformance
von Andreas J. Leep und Jörg Fachner (Human Brain Circus) in der -ow-Galerie
in der Nacht des 22. Februars bezog sich auf zwei Objektinstallationen, die
vom Ernst der Stunde kündeten. ,,Sterben sehen“ von Børi
Firley und ,,La tranchée des baionettes“ von Andreas J. Leep.
Statt der Bajonette schauen aus den Trümmerhaufen zwei Geigenbögen
heraus, die von einem windschiefen Christuskreuz flankiert sind, das ebenfalls
von Klangsaiten flankiert wird und als eine Art spiritueller Telegraphenmast
fungiert. Wesentlich stiller, aber nicht weniger bedenklich erscheint das
Krankenbett von Børi Firley. Schneeweißes Bett; die Leiche aus
Papier, Seide, Leim, natürlich auch in Weiß, läßt gerade
den weißen Hauch der Seele entschlüpfen. Dazu machten Jörg
Fachner (elektronisch verstärkte türkische Saz) und Andreas Leep
(Klangsaiten) Musik.
Die Musik, die da ertönte, ließ Infernalisches vermuten, war aber
gedacht als Begleitmusik für die Seelenreise ins Jenseits.
Solch experimentierfreudige
Schöpfungen hat die Galerie -ow in der Obergrünewalder Straße
aber nun leider zum letzten Mal präsentiert. Diese sich als Produzentengalerie
verstehende Einrichtung, die mit ihrem Flair an New Yorker Kunstinszenierungen
von Soho erinnert, schließt für immer. Freunde und Förderer
der Galerie sind aus diesem Anlaß zur Finissage am 14. März um
20 Uhr herzlich in die Obergrünewalder Straße 7 eingeladen.
Thomas lllmaier
Wupper Nachrichten, 4/1997, S. 10.