Gewalt
ist immer ein Teil des Menschlichen
,,Violence Report“ im Haus der Jugend Barmen
Wuppertal. ,,Leben wird alttestamentarisch-archaisch gelebt,
nicht grüblerisch interpretiert.“ ,So die Information für
die Besucher der Ausstellung ,,Violence Report“ des amerikanischen Künstlers
Leon Golub in den Ausstellungsräumen des Von der Heydt-Museums im Haus
der Jugend Barmen.
Riesen-Diapositive
hängen von der Decke. Lautlos bewegt sich der Besucher (das Echo der
leeren Säle verstärkt jeden Schritt) in einem Wald von durchsichtigen
Kinotransparenten mit Bildern der Gewalt. Ergänzt wird die Installation
durch Bilder der Gewalt aus der dreitausendjährigen Geschichte von der
Antike (7. Jh. v. Chr.) bis in unsere Tage: Mord, Folter, Kriegsgefangenschaft.
Gewalt als ein Urteil,
mit dem der Mensch geschlagen ist; ein existentielles Ausdrucks- und Lebevermögen.
Gewalt als Strafe und Sünde, ein Erbe der Menschheit, der kaum zu entrinnen
ist. Opfer und Täter, ihre Physiognomien weisen eine frappante Ahnlichkeit
auf, als gehörten sie zusammen, um die Matrix der Gewalt – ihr
Urbild – sichtbar zu machen.
Leon Golub hat sich von der Gewalt nie distanziert, sondern sie als Teil des
Menschlichen in sich selbst entdeckt. Durch ,,boshafte Kräfte“,
wie er sagt, war er gezwungen, Bildern der Gewalt Ausdruck zu geben. Wird
durch diese Ausstellung etwas beschönigt? Wer oder was bewirkt die Krise,
die Kunst oder die Wirklichkeit – und wird die Wende zum Frieden durch
(künstlerische) Einsicht, das Verständnis von Gewalt, bewirkt?
Zu sehen ist die
Ausstellung täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr bis einschließlich
12. September. Eine Verlängerung ist angesichts des großen Interesses
wahrscheinlich.
Thomas Illmaier
DER WEG, 22. Aug. 1993. Bild: „Violence Report“ (Ausschnitt)
von Leon Golub.