Helga Berg-HarderEin Augenblick durch die ,,Objektive Linse“
Wuppertaler Jahresschau Fotografie 1996/97

Einen Heiligen sollte man nicht fotografieren; es könnte sein, daß er seine Aura verliert. Das unbarmherzige Medium Fotografie ist Thema der Wuppertaler Jahresschau 1996/97, die das Von der Heydt-Museum in der Kunsthalle im Haus der Jugend Barmen präsentiert.
Unter den Künstlern, die mit ihren Fotos für die Jahresschau ausgewählt wurden, sind bekannte Leute wie Kah Jagals, Alois Honickel oder Nick La Rosa. Sie und eine Reihe Nachwuchstalente geben einen Einblick ins Leben, wie es sich ganz unbarmherzig der ,,objektiven Linse“ darbietet. So La Rosas blutige Tierschädel, importiert aus USA, oder die ,,Nature morte“, Tiefschläge eines Olaf Faustmann.
Von ganz anderer Qualität sind die Arbeiten von Helga Berg-Harder und Giuseppe Casciani. Letzterer opfert die Vorstellung vom ekstatisch leidenden Märtyrer auf, wie ihn die christliche Kunst in der Gestalt des Hl. Sebastian kennt, der bei Casciani zu einer vollbusigen braunen Sklavin wird, die sich den Pfeil des Martyriums locker unter den Arm klemmt und fast blasphemisch mit den Hüften schwingt.
Helga von Berg-Harder sucht sich die Stille aus. ,,,Besinnung“, ,,Stille“ und ,,Dem Ziel entgegen“ heißen ihre Bilder, die auch ganz ohne Kommentar still für sich und aufs Tiefste hin wirken.
Thomas Illmaier
Von der Heydt-Museum in der Kunsthalle Barmen, Geschwister-Scholl-Platz: ,,Einen Augenblick, bitte!“ – Wuppertaler Jahresschau Fotografie 1996/97, bis 26. Januar, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Am Sonntag, 26. Januar gibt es um 15 Uhr einen Rundgang mit den Künstlern.

Bild: „Stille“ von Helga Berg-Harder.

DER WEG, 3/1997.



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