Die
Schule der Erleuchtung
Michael Barnett on Tour
Einer der größten deutschen Verlage nahm sich
Michael Barnetts an. Seine Arbeit wurde im Plauderton seiner Vorträge
mitgeschnitten, sehr lesbar aufbereitet und als Buch veröffentlicht.
Die ,,Falltür ins Grenzenlose“ (Rowohlt Transformation) ist seitdem
zu einem Kennzeichen der Arbeit Michael Barnetts überhaupt geworden.
Man muß das aber verstehen. Doch dazu wird man erst nach einem Seminar
mit dem berühmten ,,Energie-Meister“ in der Lage sein.
Der ,,Fall“
Michael Barnett hat seit seiner Loslösung von Bhagwan Shree Rajneesh
immer mehr an Bedeutung gewonnen. Und tatsächlich fallen die Leute in
seinen Seminaren reihenweise um. Der Fall greift um sich.
Die erste Begegnung
mit dem Meister ist erfreulich. Er vergleicht sich gerne mit Jesus, der den
Mühseligen und Beladenen ihre Lasten abnahm. Hast Du ein Problem? Gib
es ab in Gegenwart des Meisters. Michael Barnett gilt als erleuchtet. Wenn
er auch Streß hat mit seinen fünf Kindern und den verschiedenen
Frauen dazu und sogar ohne seine Freundin reist; das kann schon mal dazu führen,
daß er explodiert. Aber nach dem Gewitter ist er dann wieder erleuchtet,
wie er sagt. Michael Barnett ist derzeit dabei, ein kleines Imperium, den
Domaine du Fan in Frankreich, aufzubauen. Für so ein Millionenprojekt
braucht er allerdings seine Erleuchtung, und seine Fans brauchen sie auch.
Begegnung von Stille geprägt
Die Begegnung mit Michael Barnett ist geprägt von Stille. Selten sind
die Männer, die so viel Stille verbreiten, so viel Tiefe, so viel Sein.
Aber dieses Sein muß man verstehen. Die ,,Falltür ins Grenzenlose“
öffnet nämlich jenen Seinsbereich, worin das Ego implodiert –
jetzt erst kann einer wahrhaft sein. Michael Barnett nennt seine Erleuchtung
den wahren Raum (true space), den er – für sich – gefunden
hat. Für sich, auch das will verstanden sein. Erleuchtung läßt
sich nicht kommunizieren. Jeder ist ein Individuum. Jeder muß sich selbst
erleben. Michael wurde nicht stellvertretend für uns erleuchtet. Was
er kann, zeigt er in seinen Seminaren.
Als Michael sich
von Bhagwan löste, die Gründe kann man in dem Rowohlt Bändchen
nachlesen, setzte er die Energiearbeit fort, die er in Poona in den siebziger
Jahren eingeführt hatte. Bhagwan griff sie auf; denn diese Arbeit war
sehr erfolgreich. Michael nennt sie Energiearbeit. Was er tut: Er läßt
der Energie der Gruppe freien Raum. Den stellt er – innerlich und äußerlich
– bereit. Was seine Kunst betrifft, hat nur indirekt mit seiner Erleuchtung,
der Eroberung des offenen Raumes zu tun: Er löst die Probleme, indem
er sie in den offenen Raum, das was die Buddhisten Sunyata, die Leere, nennen,
auslaufen läßt. Er reintegriert sie in die Weite des Universums.
Und deshalb fallen so viele um. In Gegenwart des Meisters hat das Ego –
das Grundproblem unserer Existenz, die abgeleitete Modellwirklichkeit und
oft eine ganz falsche Wirklichkeit, die das Ego repräsentiert –
nicht genügend Standfestigkeit. Angesichts des Grenzenlosen – des
wahren Raumes – fällt es um. Nur wenige bleiben stehen. Sie leisten
keinen Widerstand wie Michael Barnett selbst. Energie ist aber etwas ganz
anderes, wenn sie in der Weite des Raumes fließen kann – das Ego
wird ganz überflüssig.
Mit dem Ganzen verbunden sein
Das schafft Raum für Freude: Endlich einmal ganz mit dem Ganzen verbunden
sein! Dann kommt die Freude zum Zuge, manchmal so stark, daß das ganze
Seminar davon erschüttert wird. Während der Düsseldorfer Session
im Oktober ’93 kam es zu diesem ansteckenden Lachanfall. Michael wollte
jedoch nicht den Clown dazu spielen und ging hinaus. Aber selbst er konnte
dem Lachmuster dieser zuckenden Energien nicht entfliehen. Denn draußen,
im Nebenraum, tagte ein anderes Publikum: ,,See you later, Alligator!“
schallte es dem Meister da aus der Musicbox entgegen. Sich aus dem Zentrum
zu entfernen, macht einen zur Karrikatur. Also mittendrin im Buddhafeld der
einmal losgelösten Energien und möglichst im Zentrum des Nichtgeschehens
bleiben.
Die Leute wundern
sich immer wieder, warum die ,,Wildgänse“, wie sich Michaels Schüler
nennen, in Anwesenheit des Meisters weiß gekleidet sind. Das habe, so
Michael, mit der Einfachheit, der Reinheit, der Gleichheit zu tun, mit der
die Farbe Weiß alle Differenzen, wenigstens im Äußerlichen,
löscht. Und wir bedürfen auf dem Weg zur Erleuchtung für manche
Wegstrecke noch der Symbole, die hinweisen und erinnern, worum es eigentlich
geht.
Michael Barnetts
,,Energy World“ ist fast jedes Wochenende unterwegs: Berlin, Stockholm,
Düsseldorf bietet außerdem gutes Anschauungsmaterial zum Hineinhorchen
und -sehen an: Videos, Musictapes, Bücher. Sehr zu empfehlen sind seine
Bücher ,,Es gibt nichts Besseres“, ,,Der Soma Weg“, ,,Der
Himmel ist um die Ecke“ und das ,,Handbuch für die Kunst des Springens“.
Nach dem Umzug der Wild Goose Company nach Frankreich muß man sich wegen
allen Materials und der Termine direkt an die Domaine du Fan – Energy
World –, F-87360 Verneuil Moustiers wenden.
Thomas Illmaier
Esoterik und Wissenschaft, Mai-August 1994, S. 38-39.