ArmandoVom ästhetischen Reiz der Technik
Von der Heydt-Museum zeigt ,,Begegnungen“

Das Von der Heydt-Museum zeigt in den Räumen der Kunsthalle Barmen die Ausstellung ,,Begegnungen“ bis zum 25. August. Fünf international renommierte Künstler begegnen dabei ihrem Publikum. Der Blick auf die Zäune und Wege des Niederländers Armando läßt an Auschwitz denken. Von dort hat Armando auch seine Vorlage. Seine Werke zeigen die Ausweglosigkeit, verbunden mit einer vagen Hoffnung, daß Zäune und Wege im Unendlichen wieder zusammenführen, daß die Einheit des Menschen mit Gott nicht verloren geht.
Dramatisch sind die Bilder von Marwan aus Syrien: Riesige Gesichter, vom Verfall einer tausendjährigen Geschichte gezeichnet. Nur das Auge blickt inmitten von Chaos und Verfall unbestechlich, vielleicht ein bißchen eitel auf den Betrachter herab. Den Wert von Marwans Bildern bezeugt auch die Adresse ihrer Herkunft: Sie sind Eigentum der Staatlichen Museen zu Berlin. Interessanterweise ist nur ein einziges Bild von Marwan nicht dem Verfall anheim gegeben: ,,Mann mit Schleier“.
Dieter Kiessling verherrlicht die Technik; denn er versucht, ihren Manifestationen ästhetischen Reiz abzugewinnen. Das Auge ist indessen kein Fotoapparat, mit dem die Lüge die Wahrheit umarmt (nach einem Bonmot des japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki). Deshalb kehrt Kiessling den installierten Fotoapparat um, so daß das Stativ die Beine in die Höhe streckt. Technik und Kunst bleiben aber, gehen sie eine Liaison ein, im Effekt eher erbärmlich.
Wolfgang Nestler übt sich in Balance. Stahlschwingen, Artistenstöckchen lose auf Halbkugeln plaziert, geben einen Eindruck von bewegungsloser Harmonie. Geometrisch-technisch zwar der Kontext, aber – die Meditation über seine Kunstwerke bringt das spürbar zu Bewußtsein – in der Welt reiner geometrischer Formen, in der ja niemand leben kann, ist der Tod ein schmerzloses Kalkül und wirkt, die Objekte mit dem Blick der Emotionen fokussiert, durchaus befreiend.
Schließlich Ian Davenport: Seine Bilder, mit schreiend bunter Haushaltsfarbe angerührt, zeigen mit ihren changierenden Tapetenmustern, in ihren Anleihen an Popart, den letzten Schrei, die Illusion am Ende.

Thomas Illmaier

Von der Heydt-Museum: ,,Begegnungen“, Kunsthalle Barmen im Haus der Jugend, Geschwister-Scholl-Platz, bis 25. August, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Telefon 563-6571.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog anläßlich des 50jährigen Bestehens des Kunst- und Museumsvereins Wuppertal zum Preis von 25 Mark mit Beiträgen von Sabine Fehlemann, Armando, Matthias Flügge, Johannes Stahl, Antje Birthälmer und Richard Shone.

DER WEG, 31/1996.


 



Seite Drucken zur Übersicht | Startseite